Dienstag, 2. August 2022

Neue kurze Befragung zum Thema "vegane Kinderbücher".

Mit dieser Befragung möchte ich auf die Wünsche und Bedürfnisse veganer Familien/ veganer Kinder eingehen um die Ergebnisse für weitere Veröffentlichungen nutzen zu können.

Die Befragung erfolgt über Microsoft Forms, dauert maximal fünf Minuten, ohne dass personenbezogene Daten abgefragt werden!

Befragung zu veganen Kinderbüchern


Die Ergebnisse würde ich auch bei meinem Vortrag am 20.08.22 auf dem „Vegan Street Day“ in Bochum berücksichtigen. Vielleicht sehen wir uns ja dort!


Ich würde mich sehr über Eure Teilnahme freuen! Der Link zur Befragung kann gerne geteilt werden! 

Für Rückfragen oder Anmerkungen stehe ich gerne zur Verfügung! 

 

Herzlichen Dank und einen schönen Sommer!

Anna-Lena Wibbecke

 

Sonntag, 29. November 2020

In eigener Sache: "Tim liebt Tiere"


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Ich freue mich,  Euch "Tim liebt Tiere" vorzustellen

Es ist mein erstes veganes Kinderbuch - wunderschön illustriert von Anne Sykora.

Vielleicht habt auch ihr Freude daran?

Liebe Grüße,  Anna-Lena







Montag, 20. Januar 2020

Die Zahl der ehemalig vegan lebenden Menschen bestimmen

Wie im vorherigen Beitrag festgestellt, ist die Zahl der vegan lebenden Menschen schwer zu bestimmen.
Auf faunalytics.org wurde 2016 ein Beitrag veröffentlicht, das einer Umfrage zufolge, die Mehrheit der vegan lebenden Menschen, diese Lebensweise nach einer Zeit wieder aufgibt. Die Daten und die verwendeten Materialien  können auf https://faunalytics.org/ sogar abgerufen werden.

Die Ergebnisse werden auf vegan.eu allerdings, methodisch begründet, angezweifelt  und es wurde versucht, das Ergebnis zu replizieren. Auch wenn nur eine geringe Anzahl von "Ex-Veganern" gefunden wurde (70 Personen), gibt es dort Hinweise dafür, dass deren Zahl überschätzt wird:

Selbst bezeichnete Ex-Veganer sind also nicht immer tatsächliche echte Ex-Veganer, sondern nicht selten scheinen sie auch in ihrer angeblich veganen Zeit Fleisch, Milch oder Eier gegessen zu haben. Solche Fehlangaben kommen wiederum bei selbst bezeichneten Ex-Veganern häufiger vor als bei selbst bezeichneten aktuellen Veganern. (Zitat)

Wie wir aus unserer Befragung wissen, sind Ausnahmen eher die Regel , was auch retrospektive Befragungen methodisch schwierig macht. Das Merkmal - vegan lebend- ist nicht absolut zuverlässig und valide zu erfassen.

In jedem Fall ist es aus wissenschaftlicher Sicht nicht nur lohnenswert zu erfassen, wie Menschen beginnen, vegan zu leben, sondern ebenfalls, wie (und ob) sie es fortführen. Die Schlussfolgerungen und weiteren Anmerkungen auf vegan.eu hierzu sind lesenswert.

Montag, 6. Januar 2020

Überschätzen wir die Anzahl von vegetarisch-vegan lebenden Menschen in Deutschland?

Wenn Sie eine Studie zum Thema „vegetarisch-vegane Lebenswelten“ planen, werden Sie zunächst recherchieren, wie hoch die Grundgesamtheit der vegetarisch-vegan lebenden Menschen ist. Diese Information ist für Sie höchst relevant, beispielsweise um die Stichprobengröße zu bestimmen, welche wiederum die Voraussetzung für eine sogenannte Power-Analyse ist (mit der Sie die Wahrscheinlichkeit bestimmen, eine Hypothese angemessen testen zu können).


Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden Sie zunächst eine dementsprechende Suche auf einer großen Suchmaschine starten. Auffällig ist dabei, dass die Daten von proveg bei Google besonders hervorgehoben („hervorgehobene Snippets“) werden:



Auf der Internetseite von proveginternational heißt es:



„Steigende Anzahl vegan-vegetarisch lebender Menschen“
„In Deutschland ernähren sich rund 8 Millionen Menschen vegetarisch und 1,3 Millionen Menschen vegan. Täglich kommen laut Schätzungen etwa 2.000 Vegetarierinnen und Vegetarier sowie 200 Veganerinnen und Veganer hinzu.“
 
 
Belegt werden die Zahlen zu vegan lebenden Menschen mit zwei Links:
 
Bei SKOPOS heißt es: 

„In einer repräsentativen Befragung im Auftrag der Veganen Gesellschaft Deutschland e.V. hat das Marktforschungsinstitut SKOPOS interessante Erkenntnisse gewonnen.
Immer mehr Deutsche leben vegan
Laut aktueller Befragung leben bereits 1,3 Millionen Menschen in Deutschland vegan...“

Anhand einer Stichprobe von 1000 Personen wurden die Ergebnisse hochgerechnet. Genauere Ergebnisse finden wir hier nicht.

Der zweite Link führt zu https://yougov.de/loesungen/reports/studien/vegan-studie/

Von dort findet man über einen Umweg den Link zu der Pressemitteilung, dass die „Zahl der Veganer in Deutschland bei 1,5 Prozent“liege.
 

Fazit: Bei einer Einwohnerzahl von etwa 82 Millionen Menschen in Deutschland, leben nach diesen Statistiken fast 10 Millionen Menschen vegetarisch oder vegan. Somit müsste der Anteil vegetarisch-vegan lebender Menschen also die 10 %- Marke überschreiten. Jährlich müssten zudem etwa 700 000 vegetarisch- und 70 000 vegan lebende Menschen dazukommen. In fünf Jahren müssten dann etwa 15 % der Menschen vegetarisch oder vegan leben.


Doch sind diese Werte realistisch? Denn das Robert Koch-Institut (Berlin) schreibt dagegen im Journal of Health Monitoring (2016 1(2))

„In Deutschland ernähren sich 4.3 % der Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren üblicherweise vegetarisch. Bei Frauen ist diese Ernährungsweise mit 6.1 % weiterverbreitet als bei Männern mit 2.5 %."
Diese Zahl liegt deutlich unter der Angabe bei proveg. Sind die Ergebnisse auch davon abhängig, wer den Auftrag zu der Studie gibt?
Selbstverständlich liefern Studien keine exakten Zahlen. Es wird eine kleine Anzahl, mehr oder weniger zufällig ausgewählter, Menschen befragt, und die Ergebnisse dieser Stichprobe dann hochgerechnet. Daher werden die Ergebnisse Befragungen schwanken. Wenn diese Schwankungen zufällig sind, sollte der Mittelwert verschiedener Studien einen guten Anhaltspunkt für die tatsächliche Anzahl geben.


Wir stellen hier einmal die Ergebnisse weiterer Untersuchungen zusammen. Die ersten beiden Studien beziehen sich auf die Gesamtbevölkerung und die dritte und vierte auf Menschen unter 30 Jahren.

Anteile der vegetarisch lebenden Menschen (in %) anhand vorliegender Studien:
 
6.10 Millionen vegetarisch lebende Menschen. 400.000 Personen mehr als 2017. Entspricht etwa 7.4 % vegetarisch-vegan lebenden Personen ab 14 Jahre (Link: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/445155/umfrage/umfrage-in-deutschland-zur-anzahl-der-veganer/ )


Anteil der vegetarisch lebenden Menschen in Deutschland: 3.7 % (nur wenige vegan lebende Menschen in der Befragung)

6-11 Jahre: 1.3 %  (m) – 1.5 % (w)

12- 17 Jahre: 5.0 % (m)  – 8.1 % (w)
18-29 Jahre: 5.0 %(m)  – 9.2 % (w)

KiGGS baseline survey 2006:  3- 17 Jahre:  1.7 % (m) – 3.2 % (w)


7 % Vegetarisch/ 2 % Vegan (mehr Frauen als Männer unter den 18-29- jährigen).


Wir sehen: In der aktuellsten Befragung liegt der Wert mit etwa 7.4 % vegetarisch lebenden Menschen in der Gesamtbevölkerung und 950 000 vegan lebenden Menschen höher als in den anderen Untersuchungen. Möglicherweise ist dies ein Beleg dafür, dass die Zahlen tatsächlich zuletzt gestiegen sind. Dennoch liegen alle Ergebnisse deutlich unter insgesamt 10 %.

Auch der Zuwachs liegt mit 200 000 neuen Vegetariern/Jahr deutlich niedriger als von proveg geschätzt (weniger als die Hälfte davon).
Der Fokus auf die jungen Menschen erscheint zudem besonders interessant, da wir wissen, dass viele vegetarisch-vegan lebenden Eltern ihre Lebensweise den Kindern nahelegen  und die Entscheidung für die vegetarisch-vegane Lebensweise mit hoher Wahrscheinlichkeit konstant bleibt.
Doch wir sehen: (noch) keine der Untergruppen überschreitet die 10 % Marke, selbst nicht die, welche der vegetarisch-veganen Lebensweise als besonders zugewandt gilt, nämlich die jungen Frauen zwischen 12-29 Jahren.

Woher kommt diese Diskrepanz zwischen der „Wir-werden-immer-mehr- und- sind- auch-schon viele“ - Wahrnehmung und den dagegen geringen Zahlen?
 
·      Politische Strategie?  Vegetarische Verbände, welche sich die Verbreitung vegetarisch-veganer Lebensweisen zum Ziel gesetzt haben, müssen sich natürlich daran messen lassen, ob dies auch gelingt. Es gibt sicher auch andere Erfolgsfaktoren, aber dieser ist sicher der Wichtigste.
      Das bedeutet nicht, dass die Daten bewusst manipuliert werden. Es ist dennoch möglich, dass Marktforschungsinstitute ihre kleinen, aber sicher vorhandenen Freiheitsgrade, bei der Datenerhebung ausnutzen. Es macht einen großen Unterschied für die Ergebnisse, ob unter den zufällig ausgewählten 1000 Personen 20 oder 10 vegan lebende Menschen angetroffen werden. Da die sozio-demographischen Rahmenbedingungen gut bekannt sind, können schon kleine Veränderungen bei der Stichprobenziehung die Ergebnisse verändern.

Aus wissenschaftlicher Sicht wäre es zudem sinnvoll, ein sogenanntes Konfidenzintervall (Vertrauensintervall) mitanzugeben, wenn man von den Daten einer kleinen Stichprobe, Rückschlüsse auf eine größere Grundgesamtheit ziehen will. Zu dem Ergebnis würde man dann dazuschreiben, dass der Wahre Wert mit hoher Wahrscheinlichkeit zwischen X und Y liegt. Dies ist aber kein konkreter Vorwurf, da dies bei der Präsentation von Umfrageergebnissen generell nicht üblich ist.

·        Verzerrte Wahrnehmung?  "In meiner Welt waren es immer viel mehr“ schreibt die Autorin Kirsten Herrmann bei bento, als sie feststellt, dass die Zahlen geringer sind, als (von ihr) gedacht. Da wir wissen, das vegetarisch-vegan-lebende Menschen sich relativ häufig mit vegetarisch-vegan-lebenden Menschen umgeben und diese auch familiär häufiger auftreten, neigen wir womöglich dazu, die Häufigkeit zu überschätzen.

 
·       Erhöhte Verfügbarkeit und bessere Kennzeichnung vegetarisch-veganer Angebote?
       Das hier große Entwicklungen stattgefunden haben, steht außer Frage. Statt einen Link zu setzen, verweisen wir auf den nächsten Supermarkt in Ihrer Nähe. Sie werden mit nahezu 100%-iger Wahrscheinlichkeit eine breite Palette an vegetarisch-veganen Produkten finden. Vor 20 Jahren war das nicht so. Diese Entwicklung hat sicherlich einen positiven Einfluss auf den Anteil vegetarisch-vegan-lebende Menschen, aber führt nicht zu dem deutlich höheren Anteil in der Bevölkerung.

        Warum weisen wir nun auf diese Diskrepanz hin?

1.    Studienplanung

Wenn Sie Studien zu dem Thema „vegetarisch-vegane Lebenswelten“ planen, müssen Sie davon ausgehen, dass Sie selbst im universitären Kontext in Fächern mit hohem Frauenanteil kaum mehr als 10 % vegetarisch bzw. vegan lebende Menschen finden werden. Dies ist v.a. relevant, wenn Sie Gruppenvergleiche zwischen omnivoren und vegetarisch-vegan lebenden Menschen planen.Beispiel:  Wenn Sie 100 Personen befragen, dann werden Sie wahrscheinlich nicht einmal 10 vegetarische Personen erreichen und maximal eine vegan lebende – in den meisten Fällen zu wenig für einen angemessenen statistischen Vergleich! Um die Gruppen Omnivor – Vegetarisch – Vegan zu vergleichen müssten Sie Ihre Gesamtstichprobe nach der geringsten Gruppe ausrichten. Um ca. 50 vegan lebende Menschen (nach dem Zufallsprinzip!) zu finden, müssten Sie insgesamt 5000 Menschen befragen! (Alternativ können sie selbstverständlich gezielt vegan lebende Menschen ansprechen, haben dann aber keine Zufallsstichprobe vorliegen).

2.   Politik 

Der Anteil vegetarisch-vegan lebender Menschen wächst, ist immer noch gering. Die optimistischen Schätzungen entsprechen anscheinend nicht der Realität, insbesondere die Zahl (konstant) vegan lebender Menschen wird anscheinend deutlich überschätzt. Aus PR-Gründen mag das sinnvoll sein, aber uns muss klar sein: Auch die absolute Mehrheit der jungen und akademisch gebildeten Frauen (mindestens 90%) lebt weder vegetarisch noch vegan. Die erhöhte Medienpräsenz und die erhöhte Verfügbarkeit vegetarisch-veganer Produkte hat die Wahrnehmung auf dieses Thema gelenkt-  aber nicht die Anzahl der vegetarisch-vegan lebenden Menschen erhöht. Dies ist eine wichtige Information für politische Akteure. Die bisherigen Strategien scheinen nicht auszureichen. Politische Akteure sollten ihre Energie auf wissenschaftliche Studien lenken, die Ihre Strategien verbessern. Hier besteht noch viel Forschungsbedarf.  


Montag, 4. Juli 2016

Interview in der Zeitschrift "Vegan für mich"

Im letzten Jahr wurde in der Zeitschrift "Vegan für mich" (02/2015) ein kurzer Beitrag  zu unserem Blog veröffentlicht.

Mit freundlicher Erlaubnis des Verlages können Sie das Interview nun auch hier lesen.

Näheres zu der  Zeitschrift "Vegan für mich"  finden Sie hier.





Samstag, 19. März 2016

Neigen vegetarisch-vegan lebende Menschen seltener zu Vorurteilen und befürworten seltener autoritäre Strukturen und Hierarchien als omnivor lebende Menschen?


Eine aktuelle Studie von Veser, Taylor & Singer (2015) kommt zu folgendem Schluss:


„Menschen, die Fleisch und andere tierische Produkte essen, neigen eher zu Vorurteilen und befürworten eher autoritäre Strukturen und Hierarchien“ 


Sehen Sie hier die Pressemitteilung der UniMainz.


Dieses Ergebnis steht in Einklang mit der Feststellung, dass vegetarisch-vegan lebende Menschen sich überdurchschnittlich oft linkspolitisch einordnen (siehe PDF: Politische Einstellung). Allerdings sind die Unterschiede in der Studie von Veser et al. (2015) relativ klein, die Tendenz zu Vorurteilen, autoritären Strukturen und Hierarchien war insgesamt bei allen Gruppen eher gering ausgeprägt. 


Hier ist das Abstract der Studie abrufbar:   



Veröffentlichung
P. Veser, K. Taylor, S. Singer, Diet, authoritarianism, social dominance orientation, and predisposition to prejudice, British Food Journal 117:7, 1949-1960, 2015 



Nachtrag: Die daraus möglicherweise resultierende Schlussfolgerung, dass eine vegetarische Lebensweise prosoziales Verhalten kausal fördere, ist natürlich nicht haltbar.
Darauf weist Professor Krämer in einer Pressemitteilung aus der Reihe "Unstatistik" hin.  

Freitag, 8. Januar 2016

Fragebogenstudie "Wie leben Vegetarier in Deutschland?

Die Ergebnisse einer Fragebogenstudie mit dem Titel: "Wie leben Vegetarier in Deutschland?" finden Sie hier.

Interessant ist bei dieser Studie, dass omnivor lebende Menschen zu ihrer Meinung gegenüber vegetarisch lebenden Menschen befragt wurden. Dabei zeigte sich bei omnivor lebenden Menschen tendenziell ein hohes Verständnis und Interesse an der vegetarischen Lebensweise.

Hier finden Sie die ausführlichen Ergebnisse.

Samstag, 24. Oktober 2015

Wie Befragungen und Studien zu vegetarisch-veganer Lebensweise gelingen

Es gibt Fehler bei der Durchführung von Befragungen, die Sie unbedingt vermeiden sollten. Insbesondere bei Studien zu der vegetarisch-veganen- Lebensweise sollten Sie folgendes beachten:

1. Das Anliegen vorstellen

Hier reicht es aus, kurz Ihren Namen zu nennen, Ihr Studienfach oder Ihre Profession und den Rahmen in dem Sie diese
Befragung durchführen. Beispielsweise so: „Mein Name ist Max Mustermann, ich studiere Psychologie und arbeite aktuell an meiner Bachelor-Arbeit“. Sollte Ihre Befragung durch eine Institution außerhalb der Universität (Unternehmen oder Verein) aktiv unterstützt werden, sollten Sie dies kenntlich machen und ggf. kurz erklären, wie es zu dieser Unterstützung kam. Für weitere Nachfragen Kontaktdaten hinterlegen.


2. Das Thema vorstellen

Es ist sinnvoll, kurz das Thema der
Befragung zu beschreiben. Hier reicht es in der Regel, einen Satz zu schreiben. Am sinnvollsten ist es, wenn Sie eine spannende Frage formulieren, auf die Sie mit Ihrer Studie eine Antwort finden wollen.

Sie müssen Ihre
Hypothesen hier aber nicht exakt und vollständig darlegen. Im schlimmsten Fall kann dies sogar zu verzerrten Ergebnissen führen. Ein Beispiel: Sie wollen die Hypothese prüfen, ob vegan lebende Menschen seltener Impfungen in Anspruch nehmen, als Menschen, die vegetarisch leben.  Wenn Sie die Personen der Zielgruppe nun mit dieser Hypothese konfrontieren, kann es dazu führen, dass Teilnehmer beschließen, den Ausgang Ihrer Befragung zu beeinflussen- indem sie beispielsweise nicht ganz ehrlich antworten. Hier wäre es günstiger, das Thema etwas breiter zu beschreiben: Beispielsweise indem Sie schreiben, dass Sie den Zusammenhang der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen und vegetarisch-veganer Lebensweise untersuchen. Das entspricht ebenfalls der Wahrheit und Sie haben dann die Möglichkeit, im Fragebogen noch andere medizinische Leistungen auzuflisten, die neben Impfungen stehen könnten. Damit lenken Sie nicht den Fokus auf Impfungen im Speziellen. Den“ wahren“ Fokus Ihrer Untersuchung können Sie den Teilnehmern im Anschluss an die Befragung mitteilen.

Wenn Sie nicht das echte Thema Ihrer
Befragung nennen möchten, stehen Sie vor der schwierigen Frage, ob Sie das Thema Ihrer Befragung verschleiern können. Es kann sogar sein, dass Sie mit einer „Cover-Story“ arbeiten wollen, damit die Teilnehmer nicht genau verstehen, worauf Sie hinauswollen. Dann müssen Sie dies zumindest am Ende der Befragung auflösen und den Teilnehmern erklären, warum Sie so vorgegangen sind. Diese Vorgehensweise sollten Sie auf keinen Fall wählen, wenn Sie eine Befragung durchführen, die „heikle“ Themen anspricht, also Sachverhalte, die bei den Teilnehmern unangenehme Erinnerungen oder Gedanken auslösen könnten.

Generell sollten Sie Ihre Hypothesen neutral formulieren. Eine Studie, die das Ziel hat, zu zeigen, dass vegetarisch-vegan lebende Menschen glücklicher sind, als andere Menschen, wird vor allem Menschen zur Teilnahme motivieren, die diese Hypothese bestätigen wollen. Das führt zu verzerrten Ergebnissen, die nicht ernst genommen werden.


Im Anschluss daran bitten Sie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausdrücklich zu bestätigen, dass Sie an der Studie teilnehmen möchten. Das kann so aussehen:





Wenn Personen die zweite Option auswählen, können Sie diese mit einer Sprungfunktion direkt an das Ende der Befragung leiten.


3. Persönliche Angaben

Grundsätzlich sollten nur so wenige Daten wie möglich erhoben werden, die einen Rückschluss auf individuelle Personen ermöglichen. Setzen Sie die Fragen lediglich theoriebasiert ein. Fragen Sie also nur nach genauem Wohnort, Einkommen und Anzahl der Kinder, wenn Sie diese Variablen begründet in Zusammenhang mit Ihren Daten setzen möchten, nicht nur aus reiner Routine. Sollten Sie motiviert sein oder dazu angehalten worden sein (z.B. von den Betreuern ihrer Arbeit), personenbezogene Daten zu erheben, sollten Sie dann die Möglichkeit offen lassen, diese nicht zu beantworten (die Fragen also nicht als Pflichtfragen einsetzen). Die Wahrscheinlichkeit, dass Personen die Fragen freiwillig beantworten ist höher, wenn sie am Ende einer interessanten Befragung  auftreten.

4. Anrede: Duzen oder Siezen

Es gibt nicht wenige Personen, die ungern mit „Du“ angesprochen werden. Wählen Sie also eine Formulierung, die jeder befragten Person angemessen ist. Verwenden Sie also im Zweifelsfall immer die Anrede per „Sie“, selbst wenn Sie einige der Teilnehmer persönlich kennen oder annehmen, dass viele Personen das „Du“ bevorzugen.

Auch bei der ersten Anrede in Ihrer Einleitung sollten Sie eher förmlich sein. „Sehr geehrte Damen und Herren“ klingt besser als ein einfaches „Hallo liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer“.

Selbstverständlich gibt es Ausnahmen. Wenn Sie eine Umfrage in Ihrem Freundeskreis durchführen, oder eine Studie mit Sechstklässlern planen, dann ist es selbstverständlich in Ordnung zu „Duzen“.

5. Anrede: Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Es gibt verschiedene Möglichkeiten unter denen Sie wählen können:

a) Beide Geschlechter immer gleichzeitig ansprechen:

„Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer“. Dieses Vorgehen ist grundsätzlich zu empfehlen, da es beide Geschlechter gleichwertig berücksichtigt und den befragten Personen vertraut ist. Der Nachteil besteht jetzt darin, dass Sie längere Sätze bilden müssen.
Etwas kürzer ist: „Liebe Teilnehmer/-innen“.
Oder alternativ, aber weniger zu empfehlen: „Liebe Teilnehmer(innen)“.

„Liebe TeilnehmerInnen“. Dieses Binnen-I steht dafür, dass beide Geschlechter gemeint sind und ist platzsparender. Der Nachteil ist, dass es gewöhnungsbedürftig aussieht, schwer auszusprechen ist und zu Missverständnissen führen kann.

Nicht zu empfehlen sind die folgenden Varianten:

b) Die männliche Form verwenden:
„Liebe Teilnehmer“. Dann müssten Sie unbedingt einen Satz wie den Folgenden hinzufügen: „Wir verwenden hier die männliche Sprachform, diese ist bei allen Inhalten wertneutral zu verstehen und schließt die weibliche Bezeichnung stets mit ein“. Dies kommt in der Praxis häufiger vor, und bietet sich an, wenn die Mehrheit der befragten Personen männlich ist.

c) Die weibliche Form verwenden: „Liebe Teilnehmerin“. Dann müssten Sie ebenfalls einen Satz wie den Folgenden hinzufügen: „Wir verwenden hier die weibliche Sprachform, diese ist bei allen Inhalten wertneutral zu verstehen und schließt die männliche Bezeichnung stets mit ein“. Dies kommt in der Praxis sehr selten vor, und bietet sich an, wenn die Mehrheit der befragten Personen weiblich ist.


6. Das Geschlecht als Kategorie

Die klassischen Kategorien „Männlich“ und „Weiblich“ werden von manchen Menschen abgelehnt, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen möchten. Um der Vielfalt intergeschlechtlicher Realitäten gerecht zu werden, empfehlen wir die Aufnahme einer dritten Kategorie: „Anders, und zwar…“ Durch die Möglichkeit eine entsprechende Freitextantwort (nicht verpflichtend) zu geben, kann jede Person für sich die passende Antwort geben.
Im Fragebogen sieht das dann also so aus:



7. Die vegan-vegetarische Lebensweise kategorisieren

Zunächst müssen Sie sich überlegen, ob Sie sich auf die Ernährung oder die Lebensweise beziehen möchten. Letzteres ist umfassender, allerdings kann dabei die Frage aufgeworfen werden, inwieweit eine umfassende vegane Lebensweise in der Realität möglich ist, bzw. wann genau die Grenze des Möglichen überschritten wird. Im Zweifelsfall geben Sie eine genaue Definition vor. Die Antwortoptionen sollten das Spektrum möglich umfassend abbilden. Unser Vorschlag sieht so aus.



Anstatt das vegetarische Spektrum weiter zu differenzieren, haben wir die Kategorie „Wechselnd zwischen Vegetarisch und Vegan eingeführt“. Dass diese Kategorisierung empirisch sinnvoll war, können Sie hier nachlesen.  


8. Rückmeldung an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Eine Rückmeldung der Ergebnisse ist eine gute Methode, Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Mitarbeit zu motivieren. Allerdings ist dies sehr arbeitsaufwändig. Überlegen Sie sich also eine effiziente Form der Rückmeldung. Sie könnten beispielsweise anbieten, Ihre fertige Arbeit (die Sie vielleicht ohnehin anfertigen) zuzusenden. Das sollten sie aber nur tun, wenn Sie Ihre persönliche Arbeit auch wirklich freigeben wollen.

Alternativ können Sie ankündigen, dass Sie nur die wichtigsten Ergebnisse rückmelden, dann sind Sie nicht verpflichtet eine allzu umfassende Rückmeldung zu geben. Für die meisten Teilnehmer genügt dies in der Regel auch. Fragen Sie sich: Welche Aspekte meiner Studie sind für Teilnehmer womöglich besonders interessant?

Allerdings müssen die befragten Personen für eine Rückmeldung eine E-Mail-Adresse hinterlegen. Das ist zwar bei den gängigen Online-Portalen möglich, ohne die Anonymität zu gefährden, kann aber mit Misstrauen einhergehen. Einfacher wäre es, die Ergebnisse zu einem ungefähren Datum (z.B. im Januar 2016) im Internet an einer bestimmten Stelle zu veröffentlichen. Gerne hier auf diesem Blog!

Viel Erfolg bei ihrer Studie!